Nach der Terra Raetica stellte sich für mich die Frage, was ich in diesem Sommer denn noch unternehmen könnte. Es gibt viele Bewerbe, doch nicht alle von Wien aus um die Ecke. Auch fallen für mich die zu technischen Strecken weg. Der Zufall hilft mal wieder weiter.
Wolga, mit dem ich schon viele Laufkilometer zusammen zurückgelegt habe, musste sich leider im August unters Messer legen. Allerdings war mit seiner Frau Sonja, auch eine liebe Lauffreundin, nicht nur der Marsch, sondern auch das Hotel fix gebucht. Also nicht lange gezögert und auf mit Sonja nach Galtür! Die Anreise ist lang, aber immerhin mit einer guten Busverbindung von Landeck-Zams nach Galtür problemlos.
Die Fakten: wie der Name schon sagt, handelt es sich nicht um ein Rennen im klassischen Sinne, sondern um eine Wanderveranstaltung. Es gibt vier verschiedene Distanzen, von 19km familientaugliche Strecke bis hin zum Marathon mit über 1800 Höhenmeter in teilweise hochalpinen Gelände. Es gibt keine Zeitnehmung, sondern man kann zwischen 6:00 und 9:00 am Dorfplatz Galtür starten. An den Verpflegungsstationen, die gut bestückt sind, wird jeweils eine Karte abgeknipst. Es ist reichlich Zeit, Zielschluss ist um 17:30, so dass bei einem frühen Start keine Eile notwendig ist.
Noch im Dunkeln starten wir zusammen mit einigen hundert anderen Wanderern pünktlich um 6:00 mit einem Kanonenschlag ab dem Galtürer Dorfplatz.
Es wird nicht gelaufen, sondern gewandert. Zuerst geht es im Pulk sanfte Höhenmeter bis zum ersten Checkpoint beim Zeinisjoch. Dort ist nicht nur die Landesgrenze Tirol – Vorarlberg, sondern auch die Rhein-Donau-Wasserscheide.
Es ist relativ neblig und man sieht nur einige müde Kühe, die sich wohl über die vielen Menschen wundern.

Ab dort verlassen wir die Kinderwagenfreundliche Strecke und wandern auf und ab in das Ferwallgebirge (einheimische Schreibweise, sonst auch Verwall). Es ist sehr feucht und es gibt sogar einige Hochmoore und Wasserfälle.

Über die Verballaalpe kommen wir rasch zur nächsten Labe, der Neuen Heilbronner Hütte

Ab hier gibt es viele Höhenmeter, verblocktes Gelände und tolle Ausblicke, also hochalpines Wandern vom Feinsten.

Nach einem letzten steilen Anstieg erreichen wir mit dem Grieskogeljoch den höchsten Punkt der Strecke. Dort wird sogar eine kleine Labe aufgebaut, alles von den Helfern hochgeschleppt. Toll.

Nach einer kurzen sehr technischen Bergabpassage kommt tatsächlich ein Forstweg und Sonja und ich traben in Richtung der nächsten Labe, der Friedrichshafener Hütte. Dort gibt es sogar Suppe zur Stärkung. Ab dort geben wir in Richtung Talboden Gas und erreichen mit guter Laune Tschafein. Ab hier kann man sich entscheiden, ob es noch ein kurzes Stück nach Galtür ins Ziel geht, oder man noch zur Lareinalm und den Höhenweg nach Galtür für die Marathonstrecke mitnimmt.

Für Sonja und mich gibt es da keine Frage und wir wandern einen breiten Weg bis zur Lareinalm. Von dort geht es recht wurzelig durch den Wald. Wir freuen uns, dass der Tag so viele schöne Momente hatte und dass auch der Wettergott uns hold war. Nach etwas über 9 Stunden kommen wir glücklich in Galtür an. Dort gibt es eine goldene Finishermedaille und eine Urkunde.
Unser Fazit: wer die Bergwelt ambitioniert bewandern will, ist hier gut aufgehoben. Es ist ein Mix aus Forstwegen und alpinen Wanderwegen. Die Beschilderung ist hervorragend und die Laben bieten viel.