Das ULT Heustadlwasser hat ja schon viele Jahre traditionell ambitionierte Damen, die als Rasante Tanten die Wertungen rocken. Gina, Katja, Zita und ich laufen zudem in immer wechselnden Zusammensetzungen alle möglichen Hügel oder Berge hoch und runter. Ein Teamevent zu viert war also überfällig.

Katja fragte nur kurz in unserer WhatsApp-Gruppe, ob wir am 17./18. Oktober Zeit hätten. Nachdem kein Widerspruch kam, waren wir als Team ULT Heustadlwasser Rasante Tanten zu einem neuen Laufbewerb in Linz, dem Everest Linz, angemeldet. Innerhalb von 24 Stunden gilt es, laufend oder wandernd die Höhe des Mount Everest zu bezwingen – 8.848 Höhenmeter. Die Strecke führt mehrfach vom Petrinum auf den Pöstlingberg, ein Wahrzeichen von Linz. Gestartet wird um 18h, so dass man die ersten 13h im Dunkeln laufen muss.

https://www.everest-linz.at/

Es gab relativ wenig Infos zur Logistik. Daher nahmen Zita, Katja und ich Mitte September die Gelegenheit gerne wahr, bei einem Tryout der Veranstalter die Strecke zu testen. Auf 1,7km waren trailige 220 Höhenmeter zu überwinden und der gleiche Weg oder eine Variante wieder zurück. Natürlich hat es an dem Tag erst geregnet, so dass die Downhills für mich mal wieder anspruchsvoll rutschig waren. Wir erfuhren, dass es zwar ein tolles Buffet geben soll, jedoch keine Aufenthaltsräume, kein Stromanschluss, nur Dixiklos, kein Warmwasser.

Während Zita eher die Angst hatte, dass wir verhungern könnten, kam bei mir die Angst auf, dass wir bei den vielen Warten zwischen den Runden erfrieren könnten. Die Rettung kam durch Erwin: mit dem VW-Bus konnten wir uns in 2er Teams aufteilen, die abwechselnd Laufen oder Schlafen könnten. Zita hat dann auch gleich noch ihr eigenes Zelt mitgebracht.

Die Tage vor dem Lauf füllten sich mit einem intensiven Austausch über Logistik (Zitas Liste ist legendär) und natürlich der Frage, wer wann laufen soll. Am Ende gab es 4 verschiedene Tabellen mit mehr oder weniger optimistischen oder realistischen Zeiten, wie wir die Nacht aufteilen. Auch die Taschen bzw. Rucksäcke mit allen möglichen Dingen füllten sich. Die Nervosität stieg, so dass Gina, Katja und ich schon relativ früh am Freitag mit dem VW-Bus angereist sind. Und tatsächlich, wir erwischten den letzten Parkplatz nur 30m vom Start entfernt. Danach gab es Pasta bei einer oberösterreichischen Pizzeria. Wir waren nun also in jeder Hinsicht bereit. Auch die Wettervorhersage versprach eine trockene Nacht. Zita reiste zeitlich knapp mit dem Zug an, aber da ihr Start ja später war, hat das auch perfekt gepasst.

Um uns herum gab es nun einige Teilnehmer, die auch entweder Kleinbusse hatten oder ein Zelt aufgebaut haben. Das Buffet ließ tatsächlich mit vielen selbstgemachten Kuchen, Aufstrichen, Suppen, Gummibärchen und noch vieles mehr keine Wünsche offen. Gegen später gab es noch Chili und sogar frischen Kaiserschmarren. Eine Betreuerin, Anna, kannten wir aus Wien, sie ist mittlerweile nach Linz gezogen.

Nach einem kurzen Briefing gingen die 53 Einzelläufer und 8 Staffeln auf den Weg. Die erste Runde hatte noch etwas Tageslicht, dann ging es in die Dunkelheit. Der Weg war ausgezeichnet markiert und auch einige Schilder zum Anfeuern gab es.

  

Gina legte gleich mal ein tolles Tempo vor, und auch mir gelang eine Runde, die deutlich schneller war als bei dem Tryout im September. Katja rannte gleich die schnellste Runde mit 24min. und auch Zita gab Gas. Unsere optimistische Rechnung mit 30 Minuten war also sogar langsamer, als wir nun wirklich gelaufen sind. Nach diesem Kennenlernen gingen Katja und ich für 3 Stunden in den Bus und Zita und Gina zogen sehr konstant in unter 30 Minuten ihre Runden. Da Laternenlicht direkt in den Bus leuchtete, aber mehr durch die herabfallenden Nüsse auf das Autodach, sind wir dann doch nicht gleich eingeschlafen.

  

Gina weckte mich schon früher als gedacht. Aber ich war gleich wieder wach und freute mich darauf, die Höhenmeter zurückzulegen. Und tatsächlich war das Hochgehen- und Laufen schön, bergab gelang es mir problemlos zu laufen. Der Blick über das nächtliche Linz war wunderbar, mir machte es immer mehr Spaß und die Uhrzeit war überhaupt kein Thema. Da Katja verlässlich in 25 Minuten ihre Runden zog, kühlte ich in der Wartezeit nicht aus. Nach meiner 5. Runde durfte ich dann wieder in den gemütlichen Schlafsack.

  

Die nächste Schicht zeigte, dass man sich auch mit wenig Schlaf gut erholen kann und die Staffeln es viel leichter haben als die Einzelläufer, denen man die lange Zeit ansehen konnte. Um 6h wurde dann der 12h-Bewerb mit einigen Sololäufern und Staffeln gestartet, so dass etwas mehr und nun erst einmal flottere Läufer unterwegs waren. Katja durfte dann kurz nach 7h in den Sonnenaufgang laufen, obwohl die Wolken uns einen Blick auf die Sonne verwehrten. Als wir dann wieder alle wach waren, konnten wir schon absehen, dass es gar nicht mehr so lange geht.

  

Ich durfte die 40. Runde, meine 10. übernehmen, und Katja, Zita und Gina liefen zusammen die finale 41. Völlig euphorisch und mit viel Spaß liefen wir dann nach ca. 19,5h viel früher als geplant als perfektes Team ins Ziel. Dort erwartete uns eine Everesting Finisher Plakette aus Holz und viel gute Stimmung.

 

Insgesamt konnten 4 Einzelläufer und 7 Staffeln die vollen Höhenmeter des Everests erreichen. Aber bei einem solchen Bewerb geht es auch eher darum, dass jeder sein eigenes Ziel erreicht, dies kann auch der Großglockner oder der Kilimanjaro sein. Es gibt daher keine eigentliche Siegerehrung, sondern jeder wird gefeiert, der seine Ziele erreicht.

Hier sind alle Ergebnisse: https://my.raceresult.com/348382/results

 

Die Organisatoren halten ein handgeschriebenes Board mit den Infos bereit, welchen dieser Berge per Höhenmeter erreicht wurde. Zita war ein wenig enttäuscht, weil sie eigentlich einen Ultra oder zumindest einen Marathon laufen wollte. Mit dem Everest war dann aber auch Zita glücklich, wir drei ja sowieso. Wir haben wunderbar als Team funktioniert und waren alle erstaunt, wie schnell die Zeit verflogen ist. Zum Glück haben wir nur einen Bruchteil der Dinge gebraucht, die wir zur Sicherheit mitgebracht haben. Jede von uns hatte wunderbare Momente beim Laufen und beim Warten – mehr kann ein Laufevent nicht bieten.

Fotos vom Veranstalter: https://drive.google.com/drive/folders/1fh7szJjBnXxiQP5hDHKy999f64JzqRwd