Vorneweg

ANNE: Eigentlich war Barbara die treibende Kraft: wann machen wir mal eine Reise mit dem ULT Heustadlwasser jenseits der 24- oder 48-Stundenläufe? Und dann kam Egon im Dezember mit der Werbung für den Terra Raetica Trail. Das klang schon spannend. 5 Tage im Dreiländereck AT, CH, IT. Fünf abwechslungsreiche Trails, die von den nackten Daten her machbar klangen. Der Preis konkurrenzlos günstig und überhaupt in einer tollen Gegend. Also hat sich relativ schnell eine Gruppe von Reisewilligen gefunden: Barbara, Gina und Anne von der Damenseite, Erwin, Martin K. und Josef von der Herrenseite. Barbara hat gleich mal eine große Ferienwohnung in der Nähe der Starts reserviert. Allerdings klang das Package, das mit der Anmeldebestätigung angeboten wurde, so verführerisch, dass man sich schnell auf die Wellnessversion mit Dreiviertelpension im Viersternehotel mit Shuttleservice geeinigt hat.

https://www.terra-raetica-trails.com/

Die Anreise am Montag verlief problemlos, mit Auto und Bahn. Tatsächlich muss man ab Wien über Landeck-Zams nur einmal in einen Bus steigen, der einen fast vor das Hotel Miaflor in Ried im Oberinntal fährt. Relativ kurzentschlossen komplettieren noch Bernadette und Gernot von Trailrunning Vienna die Gruppe, so dass wir uns am ersten Abend gleich zu acht eingefunden haben. Eine Warnung: Das Miaflor ist mit dem tollen Frühstück, der Jause am Nachmittag und dem Dinner mit tollen Desserts ein Kaloriendesaster. 😊

Langsam macht sich etwas Nervosität breit. Keiner kennt die Strecken. Im Hotel sind offensichtlich auch andere Läufer untergebracht, die irgendwie superschnell und sportlich aussehen. Aber die Wettervorhersage für den nächsten Tag ist toll und pünktlich um 19h zum Abendessen kommt ein Gewitter, das für Abkühlung sorgt. Also perfekte Bedingungen.

Trail 1: Feichten: Thomas Penz Höhenweg 17,7 km und 1042 hm

BARBARA: Die Transferzeiten zwischen unserem wunderbaren Quartier Miaflor in Ried im Oberinntal und den Veranstaltungsorten waren mit etwa 30 Minuten kurz und mit den öffentlichen Bussen gut erreichbar. Wir nutzten aber durchwegs den vom Hotel angebotenen Shuttle Dienst.

Sämtliche Strecken waren hervorragend markiert- Verlaufen nahezu unmöglich.

Foto 1: Start in Feichten

Eine wunderschöne erste Etappe, der Thomas Penz Höhenweg im Kaunertal. Wir starteten frohen Mutes in Feichten, von wo es nach kurzer Einlaufphase lange und steil bergauf ging. Oben angelangt wurde man mit herrlichen Aussichten auf die Berge und Täler belohnt.

Foto 2: Trail Feichten

Der Downhill begann mit einer durch ein Seilgeländer versicherten Abstiegspassage, die leicht zu meistern war. Der Weg zurück ins Ziel führte in Serpentinen verlaufenden Trails, wobei die letzten Kilometer flach verliefen. Viel Schatten gab es nicht und die absolute Höhe von über 2000 m hat es doch anstrengend gemacht. Die Strecke war fordernd aber nicht überfordernd, die cut-off-Zeiten waren großzügig. Hätten wir noch etwas mehr Zeit gehabt, hätten wir die Eierschwammerl und Walderdbeeren entlang des Weges sammeln können.

Foto 3: Barbara Feichten

Insgesamt für alle ein gelungener erster Lauftag, auch wenn Josef eine Teilstrecke mit der Feuerwehr zurücklegen durfte.

Trail 2: Ried: Anton Renk Trail, 21,4km und 1477 Höhenmeter

ERWIN: Terra Raetica Trails Tag 2-Manchmal kommt es anders als man denkt!

Von der Österreichdurchquerung und Roberts Geburtstagsmarathon noch etwas müde in den Beinen, ist der Plan bei den Terra Raetica Trails, bergauf gemütlich zu wandern, bergab im selben Stil zu laufen. Am Tag 1 gelingt mir das wunderbar und ich genieße die Trails und die beeindruckende Landschaft.

Am Tag 2 steht der Anton Renk Trail mit einer Länge von 21,4 km sowie 1.477 Höhenmetern auf dem Programm. Die Wetteraussichten passen perfekt und ich freue mich schon sehr auf die versprochene Aussicht auf den Anton Renk Wasserfall. Der Start erfolgt um 9:30 Uhr beim Badesee in Ried im Oberinntal.

Foto 4: Start Ried

Ich reihe mich ziemlich weit hinten im Starterfeld ein. Zu Beginn des Anstiegs verengt sich die Strecke zu einem Singletrail und es entsteht ein Stau, der sich nur langsam auflöst. Gemächlich geht es den steilen Anstieg dahin. Ich überhole nicht. Die Strecke liegt zu dieser Zeit im Schatten und so erreiche ich fast mühelos nach 3 Kilometern die VP1 in Fendels weit unter der Cut-off-Zeit.

Weiter geht es dann Richtung VP2 zur Fendler Alm. Ich schließe auf Anne auf und gemeinsam erreichen wir zügigen Schrittes die VP2. Auch hier ist die Cut-off-Zeit kein Thema. Es sind jetzt 1100 Höhenmeter absolviert und der Weg wird wesentlich flacher. Ich verabschiede mich von Anne und laufe langsam die leichte Steigung 4 Kilometer weit zur Anton Renk Hütte, wo dann die restlichen Höhenmeter absolviert sind.

Auf dem Weg zur Hütte hat man permanent einen gigantischen Ausblick zum Wasserfall. Natürlich nehme ich mir zwischendurch Zeit für ein paar Fotos. Nach der Hütte beginnt der Downhill. Ich freue mich darauf und laufe fast wie im Flow hinunter. Es macht richtig Spaß.

Foto 5: Wasserfall

Nach ein paar hundert Metern sehe ich rechts oben einen Fotografen. Ich bemühe mich zu lächeln und möglichst fotogen zu wirken. Ich beschleunige etwas, es muss ja auch spektakulär aussehen mit dem Wasserfall im Hintergrund. Und spektakulär wird es dann leider auch.

Foto 6: Erwin vor Wasserfall

Auf Höhe des Fotografen angelangt, ruft mir dieser kurz zu. Ich blicke lächelnd nach oben, verliere das Gleichgewicht und stürze kopfüber ein paar Meter den steinigen Abhang hinunter. Ich spanne alle meine Muskeln an und rolle mich nicht einmal so ungeschickt ab. Als mein Körper endlich um Stillstand kommt, traue ich mich erstmals kaum zu bewegen. Ich bleibe kurz liegen und sammle mich. Vorsichtig bewege ich meine Gliedmaßen und setze mich langsam auf. Zu meiner Verwunderung funktioniert das gut und ich bin erleichtert. Es scheint, nicht allzu viel passiert zu sein.

Der Fotograf kommt zu mir hinunter und hilft mir zurück zur Strecke hinauf. Ich setze mich auf einen Stein und checke mal ab, was weh tut. Ich spüre nur einen leichten Schmerz in der rechten Schulter, sehe ein paar Abschürfungen am Unterarm sowie einen kleinen, tiefen Schnitt am Handgelenk. Also nichts Dramatisches, das mich hindern sollte weiter zu laufen. Ich wasche meine Wunden aus, verbinde die Schnittwunde, trinke einen Schluck Wasser und laufe langsam weiter.

Foto 7: Erwin sitzend

Unterhalb des Wasserfalls wird das Gelände etwas schwieriger und rutschiger und es machen sich Schmerzen an den linken hinteren Rippen bemerkbar. Laufen funktioniert jetzt nicht mehr. Ich hangle mich bis zur letzten Labe bei der Stalanzer Alm entlang. Dort treffe ich auf Anne, die mich in der Zwischenzeit überholt hatte. Ihr Angebot, mich bis ins Ziel zu begleiten, nehme ich dankend an.

Zum Glück ist das Gelände nun relativ einfach zu laufen. Forststraßen wechseln sich mit Singletrails ab. Die letzten 8 Kilometer bewältigen wir immerhin in einem Schnitt von ca. 6 km/h. Noch 75 Minuten vor Zielschluss erreichen wir das Ziel in Ried.

Ein Check im Krankenhaus Zams ergibt, dass zum Glück nichts gebrochen ist und alle Organe unversehrt sind. Meine Schürfwunden werden versorgt, die Schnittwunde genäht.

Um 18:30 Uhr komme ich nach meinem Spitalsbesuch sogar noch rechtzeitig zum Abendessen an.

Fazit: Trotz des unerfreulichen Zwischenfalls habe ich die Strecke und die beeindruckende Landschaft in bester Erinnerung und ich werde diesen Trail mit Sicherheit im nächsten Jahr noch einmal laufen oder wandern, um ihn vollends genießen zu können.

Danke Anne für deine Begleitung und danke dem Rest der Gruppe für eure rührende Anteilnahme.

Und die Moral von der Geschichte: IMMER AUFMERKSAM BLEIBEN AM TRAIL!!!

 

Trail 3: Samnaun Trail, 10,2km und 766 Höhenmeter

GINA: Bereits am Vortag wurde uns angekündigt, dass wir wetterbedingt früher starten würden und die Strecke verkürzt wird. Wir waren zwar einerseits enttäuscht nicht die ganze Strecke laufen zu können, andererseits auch nicht allzu traurig einen etwas weniger anstrengenden Tag vor uns zu haben, waren die ersten beiden doch schon recht anstrengend gewesen.

Bei der Anreise im Hotelshuttle noch strahlender Sonnenschein, der aber bald schon durch finstere Wolken getrübt wurde. Spätestens beim Start war klar, die Entscheidung der Organisation war sicher die richtige.

Nach dem Start ging es im flotten Tempo über eine Forststraße dahin, bis sich das Tempo auf den Singletrails wie auch in den Vortagen im Mittelfeld etwas verlangsamte. Dann setzte auch der angekündigte Regen ein, glücklicherweise nicht allzu stark – Regenjacken hatten wir griffbereit und so ging es ohne Pause weiter. Am höchsten Punkt angekommen, ließ der Regen nach, die Regenjacken waren wegen des frischen Windes durchaus weiterhin willkommen. Vorbei am Fotografen ging es auf wunderschönen Singletrails wieder hinab ins Tal. Die letzten 2 Kilometer führten über die Forststraße, wo es so richtig Spaß machte, noch einmal ordentlich Gas geben zu können…. Und schon war der Ort und somit das Ziel erreicht!

Foto 8: Gina TRT 3

Das ULT Heustadlwasser wurde sogar noch zu einem Interview gebeten, in dem wir gefragt wurden, wo wir im Prater Höhenmeter trainieren…? Na, am Konstantinhügel natürlich, wo sonst 😊 12 HM misst der Konstantinhügel und Anne und ich haben ihn zumindest einmal in unser Training eingeschlossen.

(Anne, Barbara, Martin K. und ich konnten finishe, ebenso wie Berni und Gernot – unsere Gastheustadlwasserläufer 😊), Josef war auf Teilstrecken unterwegs und hat fotografiert 😊)

Foto 9: Kubele TRT 3

Resümee: wieder ein wunderschöner, erlebnisreicher Tag und das Wetter war viel besser als angekündigt!

 

Trail 4: Nauders: Nauderer Höhenweg 26,5 km und 1650 Höhenmeter

ANNE: Der Morgen begrüßte uns mit einem starken Landregen. Die Wetterapps versprachen Besserung bis zum Start, und angesichts der langen Strecke mit 26,5km und 1650 Höhenmeter standen wir schließlich mit einem reduzierten Feld am Start: Barbara entschließt sich für einen Wellnesstag, Martin K auch, Erwin konnte natürlich an einen Start nicht denken und Josef kam mit, um eine reduzierte Version der Strecke zu absolvieren. Das Shuttle brachte uns nach Nauders und pünktlich bei Ankunft hörte der Regen auf. Wir konnten unsere Sachen in der Touristeninformation ablegen und pünktlich erfolgte der Start um 9:30. Tatsächlich erwiesen sich die Ärmlinge und Regenjacken gleich als viel zu warm und wir konnten uns bergauf in die Karawane einreihen.

Foto 11: Anne Karawane

Der Edelweißsteig erwies sich am Anfang als gut laufbar, bevor uns viele steile Höhenmeter bis zur Fluchtwand erwarteten. Der Himmel reißt auf und uns belohnen tolle Ausblicke.

Foto 12 Anne TRT4

Bernadette findet sogar das angekündigte Edelweiß.

Foto 13: Edelweiß

Nach vielen Passagen auf und ab gibt es einen letzten Anstieg zum Sadererjoch, den man (für mich leider) steil wieder bergab laufen muss. Wie immer holen mich hier viele Läufer ein, die ich noch in den Bergaufpassagen überholt hatte. Aber noch passt die Zeit im Hinblick auf die Cut-off. An einen der höchsten Punkte standen nicht Kühe, sondern Pferde im Weg. Nach den tollen Ausblicken folgen einige Kilometer zurück ins Tal und ich konnte relativ am Ende des Starterfeldes glücklich finishen. Beim Einlaufen in Nauders sehe ich tatsächlich Josef, der gerade von seiner Tour zurückkommt. Wir freuen uns sehr, uns zu sehen. Die anderen Läufer haben sich schon Richtung Hotel aufgemacht. Josef fällt natürlich ein, dass wir uns beeilen müssen, um pünktlich mit den anderen zur Jause zusammenzukommen. Ein letzter Blick auf Naudersberg und es geht zurück ins Hotel zur Jause und zum Dinner.

Foto 14: Schloss Naudersberg

 

Trail 5: Reschensee Trail, 18km .730 HM bergauf, 1120 HM bergab

GINA: Der letzte Tag, nicht die weiteste Strecke… dennoch eine besondere Strecke: Vom Reschensee hinauf auf den Elferspitze auf fast 3000 Meter.

Foto 15: Start Reschensee 1

Foto 16: Start Reschensee 2

Von der Talstation der Schönebenbahn ging es flott über die Schipisten durch den Wald. Kurze Schrecksekunde: von oben hörten wir „Achtung“ und schon flitzten Downhiller über unseren Weg (die wirklich einzige Kritik von mir an der gesamten Veranstaltung: da hätte oben kurz gesperrt werden müssen, damit hatten wir nicht gerechnet und hätte böse ausgehen können), aber nichts passiert und so ging es durch den Wald auf Singletrails zur Bergstation, dort gab es Zwischenzeitmessung und Moderation, dann weiter die Almen hinauf bis zu einem wunderschönen Höhenweg mit fortwährenden Blick auf den Reschensee.

Foto 17: Josef Blick Reschensee

Kurzer Abstieg zur Haideralm, dort wieder Verpflegung und denselben Weg ein kurzes Stück zurück – so hatten wir die Gelegenheit den anderen Läufern noch zu begegnen. Dann ging es Richtung Gipfel, steil und immer alpiner bis zu einer Scharte, wo wir bei Bedarf noch Wasser nachfüllen hätten können – ein Blick hinauf zum Gipfel, da waren einige Läufer zu sehen.

Foto 18: Weg Reschensee

Der Weg erwies sich als anspruchsvoll - der Einsatz der Hände durchaus notwendig - grenzte das Stück bis zum Gipfel schon an leichte Kletterei 😊 Oben Streckenposten, Fotografen … richtig viel los!

Foto 19: Gina Gipfelkreuz

Hinunter ging es dann über Blockgelände, das wohl etwas unseren Gleichgewichtsinn gefordert hat in immer leichter zu bewältigendes Gelände bis auf Almen mit mehreren Bachüberquerungen wieder hinunter zur Bergstation der Schönebenbahn ins Ziel.

Anne, Barbara und ich konnten finishen (ebenso Berni und Gernot), Erwin, Josef und Martin K. haben Teilstrecken genossen.

Resümee: wunderschön, anspruchsvoll, recht alpin und für mich die Königsetappe 😊

Resümee

ANNE: Was für schöne Trails, was für eine schöne Landschaft, was für tolle Erlebnisse! Für mich war es trotzdem herausfordernd und ich habe wieder gelernt, wo meine Grenzen im Traillaufen wohl liegen. Sehr lange Bergabpassagen werden einfach nie meine Freunde werden.

Die Idee, mit einer Gruppe eine „Wellnessversion des Traillaufens“ zu absolvieren ist voll aufgegangen. Wir haben uns alle prima verstanden, jeder hat seine Version der Terra Raetica genossen, ob mit allen fünf Strecken oder halt weniger. Von acht Wiener Startern haben immerhin vier alle fünf Trails gefinished. Das Wetter hat immer mitgespielt, unsere Laune sowieso, und die Veranstaltungsorganisation wie auch Hotel waren vom Feinsten. Zwei kleine Wermutstropfen: Erwin hat es ja schon an Tag 2 „erwischt“, so dass er die anderen Trails nicht komplett erkunden konnte, und ich habe es geschafft, trotz 5 Tage Traillaufens dank der hervorragenden Verpflegung 2kg zuzunehmen.

Foto 20: Hotelblick