Da ich ja bekanntermaßen lieber bergauf als bergab laufe, halte ich immer Ausschau nach lohnenden Zielen mit Bergankunft.

Schon in 2019 dachte ich mir, dass es doch mal der Großglocknerberglauf sein sollte,

weil einige Lauffreunde insbesondere von der Landschaft geschwärmt haben. Auch wäre dies eine schöne Gelegenheit, in Heiligenblut am Großglockner mal Urlaub zu machen. 2020 fiel der Lauf dann aus bekannten Gründen aus. Dafür war das Timing mit Anfang Juli in 2021 umso besser. Der Lauf konnte stattfinden, der Urlaub war gebucht, also musste ich nur noch laufen.

Leider zwickte meine Ferse im Juni so stark, dass ich die vier Wochen bis zum Lauf quasi nicht trainieren konnte. Umso spannender, wie ein Lauf sich bei vier unfreiwilligen Taperingwochen anfühlt. Kurz vorher habe ich aber noch beim Trailschuhhändler meines Vertrauens neue „fersenfreundliche“ Schuhe gekauft. Ed von Traildog Running war sogar auch zum Lauf und zusätzlich zur Bike Challenge am Tag davor angemeldet; wenn das kein Zeichen ist.

Durch eine frühzeitige Anreise konnte ich auch schon mal testen, wie es denn so im Ziel aussieht. Der Lauf startet zwar in Heiligenblut, das Ziel liegt nach ca. 13km und 1265 Höhenmetern spektakulär auf der Kaiser-Franz-Josef-Höhe am Fuße des Großglockners.

Ziel Kaiser-Franz-Josef-Höhe Ziel Kaiser-Franz-Josef-Höhe

 

Von dort sieht man auf die Pasterze hinunter, der längste Gletscher der Ostalpen. Allerdings konnte man von oben die Streckenführung nur erahnen. Auch der Großglockner hüllte sich – wie mit einer einzigen Ausnahme während meiner Urlaubswoche – in Wolken.

 Blick von der Höhe auf die Pasterze

Am Sonntag zeigte sich das Wetter 2 Stunden vor dem Start zunächst als sehr regnerisch. Auch die oft konsultierte Wetterapp verhieß nichts Gutes. Erst am Vortag durften die Radfahrer bei schönstem Sonnenschein die für sie extra gesperrte Autorstraße bis zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe zurücklegen. Dank Corona gab es aber diesmal mehr Startblöcke und in Summe weniger Starter, so dass ohne Hektik in kleineren Gruppen in Heiligenblut gestartet wurde. Da ich im Vorjahr „Supporter“ wurde, durfte ich im Startblock 3 von 6 starten. Am Morgen hatte ich noch über Facebook entdeckt, dass ein Wiener Laufbekannter vor Ort war. Wir haben uns auch prompt im Startbereich getroffen. Mein Freund und meine mitreisende Bekannte Barbara waren auch im Startbereich dabei, so dass sich meine Nervosität etwas legte.

 Thomas Pundy und ich

Ich entschied mich dann kurzfristig, optimistisch zu sein und ohne Regenjacke mich auf den Weg zu machen. Damit kommt dann auch unser neues Vereinsshirt zur Geltung.

 Am Start

Der erste Kilometer verläuft noch quasi zum Einlaufen auf Asphalt in Richtung Talende. Dann kommen aber Richtung Sattelalm und der Bricciuskapelle noch auf breiten Wegen die ersten Höhenmeter. Es wird daher schon hier viel gegangen. Nach einigen kurzen Bergabpassagen darf man an einem wunderbaren Wasserfall vorbei eine sehr steile Passage zur Trogalm bewältigen. Entgegen aller Beschreibungen, die ich bisher kannte, kam es aber dank der kleinen Startgruppen zu keinem Stau. Vielmehr machte es richtig Spaß, die steile Passage nicht zu hektisch zu meistern. An der Trogalm konnte man umso mehr die zweite Verpflegungsstation genießen. Ich freute mich, dass ich für die erste Hälfte der Strecke nur etwa eine Stunde benötigt habe. Nun folgten wir schönen Single Trails, die insgesamt für mich noch laufbar waren. Etwas felsiger wurde es dann am Margaritzenstausee. Die kleineren Downhills dort haben mich dann auch ziemlich ausgebremst. Dafür fing es immer mehr zu regnen an. Über Felsen und recht steil ging es dann weiter zur Pasterze. Hier ist es nun wirklich hochalpin und ich bin überrascht, dass ich doch fast wie an Schwedens Küste von Felsen zu Felsen hüpfen und klettern musste. Die letzten drei Kilometer des Laufs waren dann auch so technisch und herausfordernd, dass ich dafür tatsächlich noch fast eine Stunde benötige. Dafür ist die Kulisse gewaltig. Beim Schlussanstieg über Felsen und Treppen hört man auch schon die Zuschauer im Ziel. Auch dort gibt es keinen Stau, überholen bzw. überholt werden ist kein Problem. Ich kann trotz der Anstrengung die letzten Meter noch ins Ziel laufen und freue mich sehr über meine 2:33h. Man bekommt sofort eine Decke (dies anstatt des Finisher Shirts, eine tolle Idee) sowie eine schöne Medaille umgehängt. In der Garage kann man sich trocken umziehen und es gibt eine etwas reduzierte Zielverpflegung. Ein Shuttle Bus bringt uns Läufer zurück nach Heiligenblut.

 Decke und Medaille

Fazit: Ein toller Berglauf in gewaltiger Kulisse. Selbst bei Regen hat es riesen Spaß gemacht. Für mich war der zweite Teil des Laufs recht technisch und die Spitzenzeiten der Sieger setzen wohl eine gewisse Streckenkenntnis voraus. Allerdings ist die Cutoff Time mit offiziellen 3:30h (es wurden wohl Läufer bis 4h gewertet) sehr großzügig bemessen, so dass auch Genussläufer sich an diesen Lauf heranwagen können. Vier Verpflegungsstationen sind angesichts der kurzen Strecke mehr als ausreichend, so dass ohne Pflichtausrüstung und Eigenverpflegung gelaufen werden kann. An den heikleren Stellen waren immer Streckenposten postiert. Allerdings ist natürlich die Anreise aus Wien relativ weit.