EMU 6 DAYS WORLD TROPHY 2022
Ein Ehepaar auf dem 7 Tage 6 Nächte Laufevent in Ungarn am Plattensee. (Start 12 Uhr, Ende 12 Uhr, falls hier die Logik fehlt)
Bitte zurücklehnen, der Bericht ist etwas länger und unterhaltsam;)
Es ist wieder einmal so weit, wir bereiten uns auf das nächste lange Lauferlebnis vor.


Für Peter ist es bereits der 5.Start hier und für Manuela ist es der 3.Start. Die beiden haben für diesen Lauf so gut wie möglich trainiert, Manuela hat zusätzlich seit Herbst 2021 einen weiterführenden Trainingsplan eines sehr wertvollen und gewissenhaften Trainers „Gerhard Schiemer“ erhalten, über diesen sie sehr froh ist, da nun die Trainingseinheiten regelmäßiger und sinnvoller für sie stattfinden.
In der letzten Woche der Vorbereitung, werden noch sämtliche Equipments zusammengetragen, welche sehr wichtig für die Ausdauerleistung und das Wohlgefühl sind, aber auch der heimische Bedarf gedeckt ist. ZBsp.: Nespressomaschine, Marmorkuchen und Kipferl von Jomofabrik, Ensure Plus für Proteinversorgung, Dianas Maurten Riegel und Energypowder (durch Diana Dzavidza kamen wir auf die wirklich köstliche und gut verträgliche Nutrition), Medivid Cryo zur Kühlung der „kochenden“ Muskeln und Gelenke nach Belastung (ebenfalls von Diana empfohlen und als sehr gut befunden). Emcool Bandagen zur Schnellkühlung (die erweiterten Muskelfasern zum Zusammenziehen bringen, um Muskelfaserriss etc zu vermeiden) da nicht immer Zeit ist, die Medividbandage anzulegen. Ein Hopfengetränk zum Einschlafen darf auch nicht fehlen.
Sämtliche Kleidungsstücke für jedes Wetter, mehrere paar Schuhe zum Wechseln, falls es regnet oder die Schuhe einfach verschwitzt sind oder nicht mehr passen. Am Ende werden manche von Manuela auch passend zugeschnitten. Hehe.

Zusätzlich werden auch noch 12 Paar Zehensocken für möglichst blasenfreies Laufen für Manuela, (empfohlen von Christian Vollenhofer und Diana Dzaviza ) dazu erworben und mit einigen Normalsocken zusammengetragen. Peter hat ja keine Problemfüße, der kommt mit dem Normalequipment aus, was seine Frau freut, da der Leukoplastverbrauch zum Zehen abkleben für sie gesichert ist. Liest sich katastrophal , aber es wird diesmal wesentlich besser, aufgrund Manuelas Erfahrung und besseren Socken;)
Ebenso wird die Österreichfahne eingepackt, welche Peter nochmal nachbestellt hatte, ( da die alte zu gut an einem sicheren Platz aufgehoben wurde und dann doch auftauchte) und diesmal auch die „ULT Heustadelwasserfahne“ von Erwin Ostry, dem Präsidenten des Vereines frei Haus bzw örtlicher Sammelcontainerplatz in der Abenddämmerung unter der Nordbahnbrücke übergeben wird.
Immer wieder wird darüber nachgedacht, was noch fehlen könnte, und wird noch nachgelegt, bis schließlich der Anreisetag stattfindet und sie am Vormittag noch gemütlich im Designer Outlet Parndorf stehenbleiben um noch fehlende Laufbekleidung für Manuela zu besorgen.
Nach 3 Stunden Fahrt exkl. Parndorf, werden die beiden vom Portier an der Einfahrt eingelassen und parken erstmal am Rand des Laufareals.
Denn diesmal checken sie bei der Rezeption des Campingplatzes ein, wo die Schlüssel für ihr Mobilhome übergeben werden und sie erfahren, dass sie wieder (wie erwünscht) dasselbe wie in den letzten Jahren bewohnen dürfen.
Die Aussicht und Lage sind optimal und Manuela und Peter kennen bereits die Einrichtung, welche eigentlich eh bei fast allen Mobile Homes gleich ist. (Fotos evtl von Postings auf FB bekannt)

Erstmal wird Ulli Striednig begrüßt, welche sich bereits im Mobile Home gegenüber von ihnen eingefunden hat. Die Freude ist sehr groß, da sie einander seit genau einem Jahr nicht mehr gesehen hatten und sich bereits beim ersten Event (EMU 2021) sehr gut verstanden haben. Schließlich beginnen sie nun doch mit dem Einräumen des Equipments im Zuhause für eine Woche. Die Fahnen werden an der Terrasse befestigt und die neue Partybeleuchtung darf auch nicht fehlen, um etwas Feierlichkeit und Gemütlichkeit hereinzubringen.
Das Wetter ist gut, es hatte sogar an die 25 bis 28 Grad, etwas Schwüle hängt in der Luft, welche sich Abends darauf zu einem ordentlichen, aber kurzweiligen Regenguss auflösen wird.
Rainer Predl und sein Betreuer Christian Weingartner kommen nun ebenso an und beziehen ihr Mobile Home. Manuela und Peter haben die beiden schon auf einigen Events davor gesehen und verstehen uns auch mit ihnen sehr gut. Sie freuen sich sehr, die beiden wieder zu sehen.
Am Abend vor dem Event geht das gesamte Österreich Team noch mit Estland Einzelteam Aet Kisla in der Allee auf eine Pizza und alle gehen noch nach einem Eis in der Tüte gestärkt und frohen Mutes zur Nachtruhe.
Rechtzeitig erscheinen sie morgens nach dem Frühstück beim Racebriefing, um sich eine Stunde vor Startbeginn nochmal adjustieren zu können und die erhaltene Startnummer und Chip an
der Laufkleidung anzubringen. Sie treffen nun auch noch auf Petr Tschabba, ein altbekannter netter Tscheche und Ultraläufer und sämtliche Deutsche Ultras wie Peter Ludden(Startete bei jedem EMU), Norbert Künkel und Daniela Dilling, die hier erstmals startet.

Aber auch noch einige andere bekannte Teilnehmer und – Innen werden begrüßt und freudig finden sich alle an der Startlinie ein.
Ebenso finden sich auch der Vorsieger des Jahres 2021 Gabor Rakonczay und die zweite Finisherin des Spartathlons 2021, Zsuzsanna Maraz ein.
Nervösität ist kaum zu spüren, weil es eigentlich schon irgendwie eine Gewohnheitstat in diesem Event ist und Manuela und Peter die
herzlichen Abschiede vom letzten Jahr noch in ihnen tragen. Die Freude auf die nächsten 144 Stunden überwiegt der Aufregung
gegenüber.
Das Startsignal ertönt und Manuela und Peter beginnen, die ersten Kilometer zu laufen und das noch gute Wetter zu genießen.
Beschwerdefrei, leichtfüßig und freudig zugleich, ziehen sie ihre Runden, welche diesmal etwas verkürzt sind (Hotelanbau raubte
etwas vom Laufgelände), Manuela aber gleich flexibel an die dadurch vermehrte Häufigkeit des Genusses im Versorgungszelt denkt.
Nach einigen gezogenen Runden werden die Beine schon etwas müder, die ersten Gehrunden folgen und es wird auch gleich zu
einem Schwätzchen mit einem anderen gehenden Teilnehmer genützt.
So merkt man auch oft gar nicht, wie Runde um Runde gedreht wird, bis man schließlich wieder anfängt zu traben und in den Laufschritt
verfällt, da die Erholung durch das Gehen bereits eingetreten ist. Es werden Wasser, Cola und leckere Gebäcke ungarischer Herkunft
im Versorgungszelt entnommen und zusätzlich wird auch beim ersten Sockenwechsel im Mobile Home die eigene, heimische Versorgung
genutzt.
Die Wolken verdichten sich nun, der erste starke Regenguss erfolgt und da es bereits 21:30 Uhr ist, wird beschlossen, nach Überdenken
der bereits erfolgten Leistung (es sind bei beide bereits fleißig gelaufen) die Nachtruhe vorzuverlegen(Peter wollte eigentlich die
erste Pause um 3 Uhr früh einlegen.) Nach dem Gewitter ist die Luft angenehm kühl und Peter läuft nach ca 3h Pause weiter. Manuela

folgt kurz darauf nach. Peters Schlaf ist aber eher leicht zuvor gewesen, da die Pause zu früh für ihn war.
Schließlich und endlich folgen noch einige Kilometer in den Sonnenaufgang hinein, und so ging es die folgenden Tage weiter.
Für Manuela ist die Sonnenaufgangs- und untergangszeit am leichtesten zu laufen, da hier die Luft angenehm kühl ist und sie ihr
Tempo etwas länger aufrechterhalten kann und auch so zu ihren ersten 120km nach 24h kommt und folglich auf die nächsten km
zusteuert. Peter ist ebenfalls gut zu diesem Zeitpunkt unterwegs, und hatte vor, frühestens nach 48h einen Plan für sich zu machen, da er
der Ansicht ist, dass es vorher keinen Sinn hat. (Was sich auch später bestätigt)
Der nächste Tag ist mit dem Wetter des Vortages ähnlich und ein weiterer abendlicher Regenguss erfolgt, der auch wieder eine
„Zwangspause“ einfordert. Peter hat nun etwas Probleme mit dem Knie, welches bisher unbeschadet erschien, nun aber zunehmend schmerzhaft wird. Er versucht das Schritttempo auf der Strecke zu erhöhen, was ihn aber leider schließlich in eine Zwangspause eines halben Tages bringt.
Es wird mit Kühlbandagen gearbeitet, Zuspruch durch die Frau und anderer Läufer, dass er sicher bald weitermachen kann.
Was sich auch am Folgetag, durch Wechseln des Jumperkneesband (Magicband spaßig genannt) auf das wehe Knie bestätigt und er die
verlorene Zeit schließlich am folgenden Tag wieder aufholt und Manuela wieder froh ist, nicht allein im Team dahintraben zu
müssen.
Die nächsten Abende bleiben trocken und wohltemperiert, leicht herbstlich aber auch nachmittags sonnig, wenn auch bewölkt. Also
Hitzekollapsgefahr ist keine gegeben. Es ist ein schönes Sammeln der Kilometer, wenn man auch manchmal
durch sinnvolle Pausen die Ressourcen wieder hochfahren kann. Jeder der Teilnehmer ist daran interessiert, dass es auch den anderen
Teilnehmern gutgeht.

Manuela versucht ihr beginnendes Spanisch mithilfe einer Babbel- App und tratscht mit einem netten Spanier namens Ricardo und
seinem Kumpel Santiago um die Sprache zu verbessern. Der nette Spanier ist 80 Jahre jung und er spricht mit ihr englisch, deutsch und
spanisch, und sie erfährt, dass er mal Professor an der Universität Barcelona war und Linguistik unterrichtet hat. Sein Lebensmotto ist,
lustig zu sein, Humor zu bewahren und Freude zu verbreiten, was er auch immer seinen Studenten weiterzugeben versuchte.
Mit der Heiterkeit und Abwechslung in den Runden, unterhaltet Manuela sich auch mit Aet Kisla, der einzigen Estländerin im
Teilnehmerfeld auf Englisch und diese sagt, dass Chuck Norris es noch nicht schaffte, seine PB im Ultralauf zu verbessern, sie schon.
Nun denkt Manuela über ihr Motto nach, der schließlich immer wiederkehrende Gedanke, möglichst Fußblasenfrei die eigene PB zu
erhöhen und das geht am besten mit der richtigen Musik mit Spotify und Kopfhörer (90s, Rock, Austropop, 2 Schlagerlieder (Gabalier und
Fischer...) Latin Music, Reggae). Motto: Lass Dich von der Musik in den Flow tragen.
Peter kommt ohne Musikberieselung aus, und er erhält schließlich die 300km Fahne, welche Manuela ihm in der nächsten Runde
abnimmt und damit weiterläuft. Der nächste 100er ist für Peter ein Leichteres als für Manuela, da diese bereits den ersten Zehennagel
abgetreten hat und nun mit Zukleben mit Zellstoff, Leukoplast und Schuhausschneiden beginnt. Es ist der 4.Tag, und die Zehen dürfen
nun in Cabrio Schuhen bewegt werden. Eine Massage und Chiropraktische Behandlung durch die Massagefeen im Zelt, erleichtert den Gang oder Lauf, und Manuela
fängt wieder an, ihre Sprintrunden zu drehen, welche manche mit Humor betrachten, da sie auch die führenden und regelmäßig
schnelleren Läufer und Innen ein paarmal überrundet (Manchmal muss man es laufen lassen, wenn es grad funktioniert, war ihr
Gedanke) und dann wieder in den Laufschritt und schließlich nach einer Dusche (was vor jeder Schlafpause stattfindet) im Bett landet und nach
Beruhigung der Muskeln in den Schlaf findet.
Die Leistung lässt etwas nach, da die mentale Stärke wegen der länger werdenden Einschlafdauer etwas sinkt und die Aufnahme der
Nutrition zunehmend erschwert, da es ihr schon etwas davor graut. Eine Pizza und ein Bad im Plattensee nach dem Lauf sind nun die
Finish Träume von Manuela.
Peter läuft bereits auf die 500km zu und auch am letzten Morgen wird noch nach einigen km mit Badeschlapfen von Manuela in die
Laufcabrios gewechselt und mit wehender Fahne vom Verein ULT Heustadlwasser und Österreichfahne werden gemeinsam die
Laufkilometer erhöht bzw. verschönert.
Schließlich und endlich, am 7.Tag um 12 Uhr ertönt das Schlusssignal und sie bleiben bei 503 und 461km stehen und die Restmeter werden
noch vermessen. Es sind 503,090km für Peter und 461,747 km für Manuela. Beide sind sehr froh ihre Laufleistung gut erbracht zu haben.
Peter ist angesichts der Probleme am 2.Tag, wo er dachte, dass es mit dem Laufen zu Ende ist, schließlich sehr zufrieden und Manuela hat
ihre Altleistung von 401,9 km bereits 25,5h zuvor erzielt und hat trotz Durchhänger und Sorge um den lieben Mann, ihre PB verbessert.
Der letzte offizielle Teil der Veranstaltung war die Siegerehrung um 17 Uhr, wo jeder Teilnehmer einzeln geehrt wurde.
Es wurde ein Weltrekord, w50 von Zsuzsanna Maraz mit 760,512 km erreicht und Gabor erreichte 800km und wurde wieder Sieger im
Gesamten bei EMU2022. Eine Dame aus England, Sandra Brown w70 sorgte für einen Weltrekord in ihrer Altersklasse. Sie schaffte
610,964 km. Die ältesten Herren in der AK m 80 Paul Bozo und Ricardo Vidan schafften beide 468km.

Ein 6 Tage Lauf ist ein Wechselbad der Gefühle und man kann die Stimmung, die man während eines solchen Laufes erlebt, nicht mit
Worten einem anderen wiedergeben. Um es zu verstehen, muss man es einfach erleben und es besteht durchaus die Gefahr ein
Wiederholungstäter zu werden.
Wer nun bereits beim Lesen des ersten Absatzes eingeschlafen ist, der hat ja noch Zeit, den Beitrag in Etappen zu lesen, um seine PB zu
verbessern ;)
Danke für Euer aller Interesse und Zurufe und Anfeuerungen, das hat ebenfalls sehr zu unserem Erfolg beigetragen.
Bilder gibt’s auf FB unter Peter Rabong und /oder Manuela Rabong