Hamburg. Das war ganz ganz großes Marathonkino. Oder, um mit Hans Albers zu sprechen: die große Freiheit Nummer 7. Zugegeben, nicht oder nicht nur „auf der Reeperbahn nachts um halb eins“, um die Zeit schon gar nicht, aber auf 42,195 km quer durch eine wundervolle Hafenstadt mit enthusiastischen Zusehern (auch auf der Reeperbahn!).

Wien, du kannst dir da so manche dicke Scheibe abschneiden.

ULT Heustadlwasser StarterSamstag, das war der Tag, wo sich alle teilnehmenden Heustadler vormittags am Flughafen in Hamburg trafen: Martin W., Martin K. und Erwin kamen gerade direkt aus Wien, Sonja und ich waren schon seit Donnerstag in der Stadt. Nur laufen ist ja auch fad. Wir haben Freunde dort, mit 2 und mit 4 Beinen. Erstere seit Jahrzehnten, ja es sind schon Jahrzehnte, Letztere immer mit einer gehörigen Portion an Skepsis vor den Ösis. Die sind ihnen – noch (hoffentlich!) - nicht ganz geheuer.

Die drei Herren machten noch schnell Zwischenstopp im Hotel, danach ging es direkt auf die Marathonmesse. Auch da: Wien, bitte eine große Scheibe abschneiden! Man konnte fündig werden ohne Ende. Ein wenig Sightseeing sollte natürlich auch sein, war doch der eine oder andere von uns noch nie in dieser Stadt. Aber es war eher frisch und windig, sodass der Schwerpunkt eindeutig auf Essen,Essen Vor dem Marathon Trinken und Rauchen (Hallo?) lag. Keine Namen. Im Mittelpunkt standen jedenfalls Fischbrötchen, Currywurst, Kuchen mit „Sahne“ und nicht so sehr die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Den Hafen ausgenommen. Geschippert sind wir auch ein wenig. Danach wurde … wieder gegessen und getrunken. Schlichtweg die ideale Marathonvorbereitung.

Die Starter beim MarathonUnd dann der Sonntag: Treffpunkt bei der Kleiderabgabe um 8 Uhr früh. Kalt. Doch alle sind wir gut gelaunt. Treffen so ganz zufällig, wie soll es anders sein mit den beiden Martins, Bekannte aus Wien und aus Dänemark. Machen jede Menge Fotos und sind froh, dass wir uns bis knapp vor dem Start in der Halle aufwärmen können. Ein Vorteil, wenn Start und Ziel ident sind. Knapp vor 9 Uhr verlasse ich die drei, denn sie, in Vorbereitung zum 48 Stundenlauf in Gols, wollen es sehr ruhig angehen, ich hingegen, möchte doch ein wenig aufs Tempo drücken und um die 3:20 laufen. Schau ma mal.

Knapp vor dem Start beginnt es auch noch leicht zu regnen. Eigentlich aber egal, denn die Stimmung ist phänomenal. Gänsehaut. Auch wenn es schon mein 5. oder 6. Start hier ist. Ich liebe Hamburg. 9 Uhr: Pünktlich geht es los. Die ersten km zum Einrollen. Die Müdigkeit der letzten Tage verflogen, es geht locker von den Beinen. Reeperbahn und Hafen. Überall Menschenmassen, die einen anfeuern, meinen Namen rufen (steht auf der Startnummer) und kräftigst musizieren. Bei km 17 steht Sonja. Etwas zu früh, was mich ein wenig aus dem Konzept bringt, vergesse letztendlichIm Ziel das Gel mitzunehmen. Spielt aber keine Rolle. Halbmarathon deutlich unter 1:40 absolviert. Passt. Beine weiter willig, km um km. Bei km 32 stehen die 2-beinigen Hamburger Freunde, die 4-Beiner mussten zuhause bleiben, sie hätten vielleicht etwas zu enthusiastisch angefeuert. Die letzten km dann schlichtweg ein Wahnsinn. Ganz Hamburg scheint auf den Beinen. Ein Volksfest. Der Zieleinlauf auf einem roten Teppich. Sehr fein. Und durch: 3:17. Damit kann ich sehr gut leben. Die Vorbereitung für den Mozart100 passt.

Die drei Herren blieben sich bis ins Ziel treu. Ganz knapp über 4 Stunden, genau die Zeit, die sie sich vorgenommen hatten. Ich bin echt gespannt, was da in Gols abgehen wird. Sakra di. Die Herren flogen auch noch am selben Tag zurück. Sonja und ich blieben noch bis Montag.

Weitere Fotos

 

Hier noch ein kurzer Nachtrag zur Hamburgexpedition aus Sicht der zukünftigen Golserer von Erwin:

 
Wie schon von in Wolfgangs Bericht erwähnt, reisten die beiden Martins und ich erst am Samstag an. Leider ohne Claudia, die aus familiären Gründer ihren geplanten Marathonrekord absagen und leider zu Hause bleiben musste. Schade!
Nach einstündiger Verspätung in Hamburg gelandet, wurde uns durch Sonja und Wolfgang, wie ich meine, ein uns gebührender Empfang mit Transparent und allem Pi Pa Po bereitet. Fehlte nur noch der rote Teppich!
 
 
 
 
Mit dem Taxi gings ins Hotel zum Einchecken und dann per Bus und Bahn via Schlump auf die Messe zur Startnummernabholung, von dort dann mit Sonja und Wolfgang weiter zu einer eisig, windigen Stadtbesichtigung. Daunenjacke war mit aber gut verstaut in der Tasche im Hotel.
Die Fischbrötchen am Hafen werden mir unvergesslich bleiben.
 
Am Renntag war um 7.00 Uhr Treffpunkt beim Läuferfrühstück, das Dank Martin K.´s Intervention um Brötchen und Butter erweitert wurde. Joghurt mit Früchten, das passt einfach nicht zu ihm! (Auch nicht zu mir).
Ungepudert machten wir uns um 8:00 Uhr per Öffis zum Start auf. Es war kalt, sehr kalt. Was alles noch drüber- und drunterziehen? Schließlich hatten wir ja vor, langsam und gemütlich zu laufen.
 
Vor dem Start trafen wir uns mit Wolfgang. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich ihn garnicht beneidet. Seine geplante Zielzeit war um die 3:15. Das roch nach wirklicher Anstrengung. Da war ich froh, dass für uns das Ganze nur als Trainingslauf für Gols geplant war und ein entspannter Sightseeinglauf vor uns lag. Zielzeit: Nicht schneller als 4:00! Dass wir dieses Vorhaben auch eingehalten haben, ist dem Martin W. zu verdanken, der das ganze Rennen über hauptsächlich damit beschäftigt war, den Jungspund Martin K. einzubremsen. Dafür war es ihm auch nicht zu blöd, alle drei Kilometer austreten zu gehen, um das Tempo irgendwie herauszunehmen!
 
Den ganzen Lauf hindurch kam dank Marti K. niemals auch nur ein Hauch von Langeweile auf. Er war ständig damit beschäftigt, andere Läufer anzuquatschen. Seine hauptsächliche Anstrengung bestand darin, jeden Läufer, der nur die kleinste Schwäche zeigte, anzuspornen weiterzulaufen.”Das ist eine Laufveranstaltung!”, war seine pädagogisch wertvolle Anweisung. Und siehe da, sie funktionierte auch zu 99%. Langsame Staffelläufer wurden gesondert behandelt. Martin W. verloren wir immer wieder aus den Augen. Er war damit beschäftigt, eine vollständige Fotodokumentation des Laufes zusammenzubringen. In regelmäßigen Abständen tauchte er aber wieder auf, um uns einzubremsen.
Am Ende, als wir mit 4:02 ins Ziel kamen, waren wir fast traurig, dass dieser unterhaltsame, stimmungsvolle und wirklich toll organisierte Lauf so schnell zu Ende war.
 
Nach dem Genuss der reichlichen und abwechslungsreichen Zielverpflegung in der warmen Messehalle(So gehts auch Herr Konrad!), trafen wir uns mit Wolfgang und Sonja in “Planten un Blomen”. Wolfgangs 3:17, eine super Zeit! Gratulation!
Am Rückweg zum Hotel noch schnell ein Fischbrötchen. So viel Zeit muss sein. Im Hotel wurde uns noch ein Duschzimmer zur Verfügung gestellt. Einen Happen zu essen, ein gutes wohlverdientes Bierchen im Hotelrestaurant und dann wieder per Taxi zum Flughafen. Es ist unglaublich, aber wir haben wirklich während einer 10 minütigen Taxifahrt jedes Detail des gescheiterten Lebens eines Taxifahrers und seiner missratenen Kinder erfahren dürfen. Darauf hatten wir wirklich Bock. War doch das wirklich Tragische, dass es am Flughafen in Hamburg keine Fischbrötchen zu erstehen gab.
 
Nach erfolgreichen “Headcheck” starteten wir pünktlich und landeten nach angenehmem Flug in Wien.
Mittlerweile waren wir schon alle recht müde, es war ja schon 21:30. Also ab ins Auto und nach Hause. Denkste! Herr Dr., Herr Mag. und Herr Dipl.Päd. konnten sich von Samstag auf Sonntag leider nicht merken, wo sie das Auto abgestellt hatten. Also folgte ein lockeres 45 minütiges Auslaufen treppauf, treppab in der Parkgarage. Nach einer dreiviertel Stunde die Erleichterung: Da stand es ja. wahrscheinlich wollte uns da jemand einen Streich spielen und hatte es kurzfristig versteckt.
 
Fazit des Abenteuers Hamburg: Hamburg ist auf jeden Fall eine Marathonreise wert und wie Wolfgang schon schrieb, kann sich Wien da eine Scheibe abschneiden!